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Was unsere Heiligen ausmacht

Zum Festgottesdienst an Allerheiligen, 01.11.24, begrüße er alle Gläubigen sehr herzlich, darunter besonders die Ministranten aus Marktheidenfeld, sagte Pfarrer Jan Kölbel.

Wenn sie im Jugendhaus St. Kilian zu Gast seien, ließen sie sich stets gerne „einspannen“. Er gehe davon aus, dass am Nachmittag mehr Menschen da seien, um auf dem Friedhof der Toten zu gedenken. Der eigentliche Totengedenktag sei jedoch Allerseelen am morgigen Tag. Allerheiligen sei ein froher Feiertag, „ein kleines Ostern im Herbst“. Wir gedachten aller Heiligen, nicht nur denjenigen, die mit einem Festtag geehrt würden, sondern allen. Gleichzeitig hofften wir, dass unsere Verstorbenen und letztendlich auch wir zum Kreis der Heiligen mit dazu gehörten. Durch die Taufe sei jeder zur Heiligkeit, zu einem Leben im Einklang mit Gott berufen. Dies kam auch in der Lesung aus dem ersten Johannesbrief zum Ausdruck, in dem geschrieben steht: „Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es“ (1 Joh 3,1). In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf den bekannten Ausspruch: „Das ist so ein komischer Heiliger“ ein. Dies sei nicht unbedingt als Kompliment gemeint. „Komisch“ sei nicht als „lustig“, sondern eher als „eigenartig, seltsam“ zu verstehen. Es habe zwar humorvolle Heilige gegeben. Die meisten Heiligen seien jedoch eher eigenartige, „schräge“ Menschen gewesen und hätten durch ihr unkonventionelles Verhalten im wahrsten Sinne des Wortes „pro-voziert“, d.h. „herausgefordert“. Nicht zuletzt Jesus selbst habe sich wenig um „das, was man halt so macht“ geschert. Viele Heilige seien als „verrückt“ bezeichnet worden, z.B. der Hl. Franz von Assisi, der sich auf dem Marktplatz seiner Heimatstadt nackt ausgezogen habe oder der Hl. Ignatius von Loyola, der viermal vor die Inquisition zitiert worden sei oder die Hl. Theresia von Avila, die von sich selbst gesagt habe, sie sei „die Schwierigkeit in Person“. Es sei interessant, dass die Kirche früherer Jahrhunderte, die oft als streng und intolerant gegolten habe, derart schräge Charaktere zu schätzen gewusst habe. Doch nicht nur im Heiligenhimmel, sondern auf Erden habe es früher in vielen Orten „Originale“ gegeben, die ihren Mitmenschen den Narrenspiegel vorgehalten hätten. Angesichts unserer heutigen liberalen, toleranten Zeit sei es daher verwunderlich, dass der Druck zur Konformität als sehr stark empfunden werde und viele Menschen sich nicht mehr trauten, ihre Meinung zu sagen – aus Angst, abgestempelt zu werden. Dies gelte leider genauso für die Kirche, in der sich eine innerkirchliche „Korrektheit“ breit gemacht habe. Unsere Vorfahren hätten schrägen und sonderbaren Persönlichkeiten gegenüber ein weiteres Herz gehabt als wir heute. Dies gelte gleichermaßen für Gott, welcher „auch auf krummen Zeilen gerade“ schreibe und eine Schwäche für die „falschen“ Leute zeige, z.B. habe er den Christenverfolger Saulus zum Völkerapostel Paulus gemacht. Ein „komischer Heiliger“ sei Gott allemal lieber als eine farblose, austauschbare Kopie. (Foto: Martin Winkler)
Nina Reuling