Füreinander da
In vielen unserer Orte kann man rund um dieses Wochenende Kinder beobachten, die mit ihren Laternen unterwegs sind. Martinszüge sind immer noch in vielen Kindergärten ein fester Bestandteil des Jahresprogramms. Kein Wunder: die Botschaft, die dieses Fest vermittelt, ist nicht nur schön, sondern auch wichtig für unsere Gesellschaft. Selbstverständlich ist es da vielen Eltern ein Anliegen, dass auch ihre Kinder lernen, was es heißt zu teilen und sich umeinander zu kümmern. Dabei weiß kaum jemand, dass der Heilige Martin nicht nur die Hälfte seines Mantels gegeben hat, sondern aus seiner eigenen Sicht viel mehr: Damals war es bei Soldaten so, dass ihre Kleidung zur Hälfte ihnen selbst und zur Hälfte dem Staat gehörten. Martin mit seinem halben Mantel hatte also alles weggegeben, worüber er selbst entscheiden konnte.
Beim Blick in das Evangelium, das in vielen Kirchen an diesem Sonntag zu hören sein wird, taucht etwas ähnliches auf: Da lobt Jesus eine Witwe. Sie ist selbst arm dran und hatte zur damaligen Zeit ohne die Hilfe von Männern kaum genug zum Überleben. Aber sie spendet trotzdem und ihre Spende, so sagt Jesus, ist mehr wert als die eines Reichen, der nur etwas von seinem Überfluss weitergibt.
Oft sind es ja gerade die Menschen, die selbst Not erlebt haben, die am bereitwilligsten anderen Helfen. Sie spüren, wo ihre Hilfe gebraucht wird und wie sie ihre Möglichkeiten am besten einsetzen, so gering sie auch sein mögen. Mich beeindruckt das immer wieder. Auch in der vergangenen Woche, als sich in Spanien Menschen zu Fuß auf den Weg gemacht haben, um anderen Menschen zu helfen, die noch mehr unter der Flutkatastrophe zu leiden hatten. Wer schon einmal anderen geholfen hat, stellt oft fest: Es tut mir auch selbst gut, wenn ich für andere da bin. Das muss ja nicht direkt, wie beim Heiligen Martin oder der Witwe aus dem Evangelium ausgehen, dass ich „alles gebe“. Schon ein bisschen mehr füreinander da sein, würde unsere Welt sicher zu einem schöneren Ort für alle machen.